Focus-Stacking - oder wie wird das verflixte Makro denn ganz scharf???

Wer schön öfters sich mit Makrofotografie versucht hat wird es kennen - das Leid mit der Tiefenschärfe - auf dieses Problem möchte ich heute etwas eingehen.

Als Makro betrachtet man in der Regel Aufnahmen von einem Maßstab >1:5 (1:10). Was man in der normalen Fotografie mal eben schnell durch Abblenden kompensieren könnte, wird hier zum Problem. Denn bei derartigen Maßstäben hat man es recht schnell mit unangenehmen Beugungsunschärfen zu tun. Die Schärfentiefe insgesamt wird beim starken Abblenden zwar deutlich größer, jedoch die Detailschärfe des gesamten Bildes sinkt deutlich und dies oft sogar schon bei Blenden kleiner 5,6. Und nicht nur das. Je näher man an sein Motiv heranrückt, desto weniger Licht hat man. Die dadurch eh schon recht langen Verschlusszeiten werden durch das Schließen der Blende nochmals deutlich länger.
Um trotzdem ein Motiv mit einem Maßstab von 1:1 oder größer mit einer großen Schärfentiefe aufnehmen zu können, bedienen sich manche Fotografen eines Tricks : Das Motiv wird einfach mehrmals fotografiert und dabei die Schärfe bei jedem Einzelbild auf eine andere Stelle gelegt. Zu guter Letzt hat man dann eine Bildserie des Motivs, auf der jedes Detail auf irgendeinem der Einzelbilder scharf abgebildet ist.
Aber ganz so leicht wie sich die Sache anhört, ist Sie (natürlich) nicht. Denn zwischen den Einzelbildern darf sich das Motiv möglichst nicht bewegen. Und auch die Kamera muss absolut fest installiert sein und es dürfen keine seitlichen Verschiebungen der Kamera zwischen den Einzelbildern stattfinden. Dies führt zu unschönen Artefakten beim zusammenrechnen, beziehungsweise machen sie das zusammenrechnen der Einzelbilder ganz unmöglich.
Fokus-Stacking ist nur bei unbewegten Motiven möglich, zudem darf die Kamera auf keinen Falls seitlich verschwenkt werden. Draußen in der Natur schränkt dies schon enorm ein. Ein kleiner Windstoß der beispielsweise eine Blüte während der Aufnahme eines Einzelbildes leicht versetzt, führt meist dazu, das alle anderen Aufnahme auch nicht mehr verwendet werden können, und man die Bildserie erneut aufnehmen muss!
Beispielfotos: DSC_1703_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) erste Aufnahme der Bilderreihe... DSC_1705_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) ich habe hier einige Zwischenbilder übersprungen damit es nicht zu viel wird... DSC_1709_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) wie man deutlich sehen kann wird die Schärfe bei jeder Aufnahme etwas weiter hinten dargestellt DSC_1717_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) DSC_1721_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) hier ist sie fast schon am Ende DSC_1723_kl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Vorgehensweise: Man verändert einfach den Fokus des Objektivs am manuellen Fokusrad. Die Kamera samt Objektiv bleibt die ganze Zeit an ein und derselben Position. Wenn man vorsichtig am Fokussierrad dreht, kommt es auch zu keinen Verschiebungen, wie es beispielsweise beim Makroschlitten schon mal vorkommen kann. Auch stimmt hier die Perspektive.

Das Ergebnis der Mühe:Banane_Stacked_k (2).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
- die Aufnahme zeigt den Lohn der Arbeit mit 52 Einzelbilder und Stacking Programm Combine ZP. Für die ganze Prozedur habe ich ca. 2 Stunden benötigt.

Arbeitsmaterial:
Die Grundausrüstung für einfache Stacks hat eigentlich schon fast jeder Makrofotograf :
- Kamera
- Makroobjektiv (oder andere Objektive in Kombination mit Nahlinse oder Zwischenringen)
- stabiles Stativ
- Fernauslöser
- Stacking Programm (kostenlos wäre hier Combine ZP), ansonsten bspw. Helicon Focus (gebührenpflichtig)
Aber das Allerwichtigste ist : Eine absolut ruhige, erschütterungsfreie und windstille Umgebung, sehr viel Geduld und absolut präzises Arbeiten.

Harald

Hi Andy,
ich möchte zuerst einmal auf deine Frage mit dem "Bildwinkel" eingehen...hier sollte man Prioritäten als Fotograf setzen (Bildaufbau, Beleuchtung ect.). Vom sog. Betrachtungswinkel sind fast alle Winkel von 0-90° möglich.Unterschiedlich ist nur der Aufwand für die Aufnahme.
Nun zu einer wichtigen "Eigenart des Menschen" - die Augen sind es sich gewöhnt, eine Situation räumlich zu erfassen und wichtige Bestandteile eines Bildes selbst herauszufokussieren um diese Informationen an das Gehirn weiter zu geben. Dabei gibt es immer (!) unscharfe und scharfe Bereiche, sowohl im Hintergrund als auch im Vordergrund, was dem Menschen u. a. eine Positionierung des Objektes im Raum ( 3D) ermöglicht.
Ist eine "Ebene" auf einmal von vorne bis hinten scharf, kommt es zu gewissen Irritationen (wie wenn wir auf einer Ebene in die Ferne sehen, und von vorne bis hinten wäre auf einmal alles scharf: das ist für das Gehirn, wie wenn die Ebene auf einmal im 90 Grad-Winkel vor ihm stehen würde).
Fazit: Für eine optimale Bildwirkung ist es nicht erforderlich einen Winkel einzuhalten, nur technisch kann es von Nutzen sein.

Harald

Die in dem Video gezeigt Methode ist von mir bewusst nicht aufgeführt worden. Der Unterschied zur manuellen Methode besteht hauptsächlich darin das diese vornehmlich kommerziell genutzt wird und einen sehr hohen Komfort bietet. Ergebnisorientiert bestehen dabei nur marginale Unterschiede die sich jedoch bei Kosten und Aufwand erheblich unterscheiden. Hier sollte jeder Fotograf für sich entscheiden.
Es ist eben ein Unterschied ob ich "nur" ein Stativ und meine Cam mit schleppe oder dazu noch einen Lappi, Kabel, Makroschlitten, Lichtsystem usw. Dabei ist noch der Aspekt der Kosten immens.
Für ein "nur-mal-probieren" oder "ab-und-zu" genügt die manuelle Methode, wer damit sein Geld verdienen muss wird zur aufwändigeren Art tendieren.

Harald

Zu der "Methodenproblematik" manueller Fokus - Makroschlitten möchte ich noch folgendes bemerken...

Das Ändern der Bildweite durch Drehen am Fokusring (Entfernungseinstellung) ist prinzipiell etwas anderes als das Ändern der Gegenstandsweite durch Schlittenbewegung! Im ersten Fall verändere ich Gegenstandsweite UND Bildweite, im zweiten Fall nur die Gegenstandsweite!

Harald